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Lehrerstudium Sorbisch startet 2026 in Senftenberg

NEWS / BILDUNG IN DER NIEDERLAUSITZ

  1. Juli 2025

Auf dem Campus Senftenberg sollen in einem Jahr die ersten Lehramtsstudenten für Sorbisch anfangen. Foto: BTU Cottbus-Senftenberg
Auf dem Campus Senftenberg sollen in einem Jahr die ersten Lehramtsstudenten für Sorbisch anfangen. Foto: BTU Cottbus-Senftenberg

Ab dem Wintersemester 2026/27 soll es an der BTU Cottbus-Senftenberg so weit sein: Der neue Bachelorstudiengang „Lehramt Primarstufe Sorbisch/Wendisch“ geht an den Start. Ein Meilenstein, wie Cottbus’ Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) betont. Und in der Tat – was lange überfällig schien, nimmt nun endlich Form an: die institutionalisierte Ausbildung sorbischer Grundschul-Lehrkräfte im Herzen der Lausitz.

Um die Attraktivität des Studiums zu erhöhen, greift die Stadt Cottbus tief in die Tasche: 500 Euro monatliches Stipendium für die gesamte Studiendauer, also stolze 30.000 Euro insgesamt - sofern sich die Geförderten verpflichten, fünf Jahre in der Region zu unterrichten. Ein starkes Signal.

Die BTU bestätigte auf Anfrage, „dass wir uns in den letzten Monaten mit dem Ministerium, dem Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden und dem Sorbischen Institut zu den Bedarfen, Möglichkeiten und Inhalten eines Studiengangs Sorbisch/Wendisch intensiv ausgetauscht haben“. Der Studiengang im Lehramt Primarstufe werde am BTU-Standort Senftenberg zuhause sein. Zum Wintersemester 2026 Studierende immatrikulieren zu können, sei „ein sehr ambitioniertes Ziel, für das wir uns Kraft unserer Möglichkeiten engagieren werden“.

Sprachliche Vorbereitung nötig

Bei genauem Hinsehen werden aber auch mögliche Bruchstellen sichtbar. Während die Politik von einem Neuanfang spricht, stehen die künftigen Sorbisch/Wendisch-Lehrkräfte im Klassenzimmer auf wackligen Beinen. Die niedersorbische Sprache ist akut gefährdet – und mit ihr auch die Zahl jener, die sie überhaupt in einem Umfang beherrschen, der ein Lehramtsstudium ermöglicht.

Viele der künftigen Studierenden müssen also sprachlich erst auf die erforderliche Studienvoraussetzung gebracht werden. „Die sprachliche Vorbereitung der Studieninteressierten“ gehöre zu den offenen Fragen, die zu klären seien, sagte ein Sprecher von Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) zu Neue Lausitz

Kritik bleibt da nicht aus – auch aus der eigenen Community. In einem internen Papier ist die Rede davon, dass die Maßnahmen „zu spät und zu zögerlich“ kämen. Man habe seit Jahren auf diese Studienmöglichkeit gedrängt. Andere fragen sich, warum ausgerechnet jetzt, nach dem fast vollständigen Rückzug der Sprache aus dem öffentlichen Raum, plötzlich der politische Wille erwacht sei.

Und so bleiben bei aller Freude in der Sorbengemeinschaft und in Cottbus auch Sorgen: Während die Lausitz um ihre sprachliche Identität ringt, wird in Potsdam endlich ein Studiengang angekündigt. Ob das reicht, um das Sorbische aus der kulturellen Nische zu holen, bleibt abzuwarten. Denn eines ist sicher: Lehrkräfte kann man ausbilden. Sprachkompetenz aber muss gelebt werden. red

Topic Wissenschaft