Saltar para o conteúdo principal

Wie viel Solar verträgt die Landschaft?

ANALYSE / ERNEUERBARE ENERGIEN IN DER LAUSITZ
  1. Januar 2024

Lange war der Ärger um Windräder größer als um Photovoltaik. Das ändert sich nun durch den großflächigen Ausbau. Das Rennen um die besten Flächen ist in vollem Gange. Der lokale Unmut darüber könnte den Landtagswahlkampf bestimmen.

von Christine Keilholz

In Schwarzheide liefern 52.000 Solarmodule Strom für das BASF-Werk. Foto: BASF
In Schwarzheide liefern 52.000 Solarmodule Strom für das BASF-Werk. Foto: BASF

In Brandenburg soll dem Ausbau der Photovoltaik nichts mehr im Weg stehen. Am Donnerstag hat der Landtag in Potsdam das Photovoltaik-Freiflächenanlagen-Abgabengesetz beschlossen. Kernstück ist der sogenannte „Solareuro“, der Kommunen für Photovoltaik-Anlagen auf ihren Flächen belohnt. Für neu installierte Anlagen, wohlgemerkt. Je mehr Leistung eine Anlage bringt, desto mehr Geld fließt. Mit dieser einfachen Mathematik will die Landesregierung aus SPD, Bündnis 90/die Grünen und CDU die Herzen für die Photovoltaik öffnen. Allerdings gibt es den Solareuro erst ab dem Jahr 2025. Dann ist die Landtagswahl in Brandenburg entschieden.

Der anstehende Landtagswahlkampf in Brandenburg und Sachsen ist bereits spürbar. Namentlich dann, wenn es um den Ausbau der Erneuerbaren geht. Kaum ein Thema birgt so viel Mobilisierungskraft wie das Windrad vor dem Fenster oder die Solarreihen auf der Industriebrache. Überall in der Energieregion rücken die Erneuerbaren ins Blickfeld. Nicht jedem behagt das. Windparks und Solarhügel sind zum Symbol für die Veränderung von Heimat geworden. Um sie ist ein Kampf entbrannt, wo es nicht nur um Widerspruchsrecht und finanzielle Beteiligung geht. Es geht auch um den Erhalt des Gewohnten im Strudel der Transformation.

Beispiel Mulkwitz (Abre numa nova janela)im Kreis Görlitz, wo auf einer Hochkippe Freiflächenanlagen entstehen sollen. Das Areal, das zur Gemeinde Schleife gehört, war lange nichts als ein mäßig attraktives Spaziergelände. Nun kämpft eine Interessengemeinschaft für den Erhalt dieses Stücks Bergbau-Folgelandschaft und der dort gewachsenen Bäume.

Angst um die klassische Landwirtschaft

Bislang ist die Akzeptanz für Photovoltaik größer als die für Windenergieanlagen. Diese Stimmung droht nun zu kippen. Das liegt auch an der schieren Größe der Projekte. Windräder mögen als 250 Meter große Monstren Angst vor Lärm und Schlagschatten wecken - ein Solarfeld hat dagegen immer öfter die Ausmaße eines Ackers. Beispiel Groß Düben (Abre numa nova janela), ebenfalls im Kreis Görlitz, wo die Pläne für ein 45 Hektar großes Solarfeld auf Widerstand stoßen. Den Acker, auf dem die Module montiert werden sollen, bewerten die Behörden als nicht sonderlich fruchtbar. Doch das 50 Fußballfelder große Solarareal, das dort entstehen soll, bedeutet einen erheblichen Eingriff ins Landschaftsbild.

Beispiel Schwarzheide, wo gleich hinter dem Kreisverkehr auf 24 Hektar Fläche 52.000 Photovoltaik-Module stehen. Mit dem hier gewonnenen Strom kann der zweitgrößte Industriebetrieb der Lausitz zehn Prozent seines Bedarfs decken. BASF in Schwarzheide ist nicht nur Nutznießer, sondern zugleich Bauherr des riesigen Solarparks.

Der Chemiekonzern macht vor, was längst auch für kleinere Ansiedlungen gilt. Kein Gewerbegebiet kann mehr geplant werden, wenn nicht direkt nebenan grüner Strom gewonnen werden kann. Beispiel Drewitz im Landkreis Spree-Neiße, wo der Flugplatz zum grünen Industrieareal werden soll. Ohne Unmengen an Strom aus Wind und Sonne werden die dort geplanten PtL-Anlage und die Holzverbrennung mitsamt Güterbahnhof nur ein kühner Traum bleiben. Damit ist der Zuwachs an Erneuerbaren ein Teil der neuen Industriealisierung geworden, die mit dem Strukturwandel versprochen wurde - und es ist der weithin sichtbare Teil.

Grüne wollen überzeugen, SPD schweigt

Wo so viel Land unter Modulen verschwindet, stellt sich die Frage, ob noch genug Platz übrig bleibt, um Feld- und Viehwirtschaft im klassischen Sinn zu betreiben. Oft, so die Vermutung, stehen der Anbau von Lebensmitteln und die Energieerzeugung in Konkurrenz zueinander. Lange ging die davon aus, man müsse nur die Bürger am Verdienst beteiligen, um dem Unbehagen entgegenzuwirken. Doch mit den in Kraft tretenden Bürgerbeteiligungen kommen immer neue Projekte dazu. Das ist im Sinne der Energiewende wünschenswert, aber es lässt auch das Unbehagen wachsen.

Also darf damit gerechnet werden, dass das Thema den Wahlkampf in beiden Bundesländern bestimmen wird. Nicht nur in der Gemeinde Schleife ist es die AfD, die sich zur Retterin des deutschen Walds vor einer angeblich ideologischen Klimapolitik präsentiert. Nicht unähnlich klingt es, wenn sich der CDU-Landrat von Bautzen in bei seinen Bürgergesprächen der Sorgen in den Dörfern annimmt. Energieausbau ist ein dankbares Thema, um sich gegen die Ampelregierung in Berlin zu stellen - und sich als Beschützer vor unliebsamen Veränderungen anzubieten. Die Botschaft: Klimaschutz ist gut und schön, aber bitte nicht so und schon gar nicht hier. Auch die Linke hat das Thema entdeckt. Die Partei warnt vor einer neuen Ausbeutung durch Bodenspekulanten und revitalisiert alte Parolen wie „Ackerland in Bauernhand“.

Dem gegenüber halten sich die Ampel-Vertreter zurück. Die SPD schweigt das Thema weg, aus guten Gründen. Der Teil der Gewerkschaften, der den Sozialdemokraten die Treue gehalten hat, versteht schon, dass es ohne Windparks keine neuen Fabrikhallen geben wird. Derweil beschränken sich die Grünen auf Überzeugungskommunikation. Lieber spricht man über die finanziellen Segnungen durch Bürgerbeteiligung an Wind und Solar - als über die Zunahme an versiegeltem Boden, ohne den der großflächige Ausbau wohl nicht zu haben sein wird. Falls sich nicht eine große Anzahl von Landwirten für das Motell Agri-PV entscheidet, das Energiegewinnung mit Anbau oder Weidewirtschaft verbindet. In Sachsen gehen seit dem Jahr 2000 im Schnitt täglich 5,8 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehrswege verloren. Das ergab jüngst eine Anfrage (Abre numa nova janela)der Linken im Landtag. 


Tópico Energie und Klima